Was für ein Theater mit der Familie Beierle

Linsabühne spielt in der Kulturschmiede in Neckargartach eine rabenschwarze Komödie

HEILBRONN Manche Familie hat eine Leiche im Keller, bei dieser sitzt sie auf der Couch. Doch: ,,Für die Familie kann man nichts“, so zumindest heißt das Stück, das die Linsabühne, das Theater der Kulturschmiede in Neckargartach, derzeit aufführt.

Zuhause Auch Friedhelm Beierle geht es so. Er ist das Oberhaupt der Familie und wünscht sich nur normale Verhältnisse – vor allem dann, wenn seine Traumfrau ihn besuchen kommt. Doch er hat Bedenken und diese sind nicht unbegründet. Denn seine Geschwister sind etwas speziell: Hubby, sein Bruder, ist etwas zurückgeblieben und stottert. Am liebsten schraubt er Haushaltsgeräte auseinander, beispielsweise baut er einen Stabmixer zum Rasierer um. Seine Schwester Hermine benutzt diesen zwar, aber seit ihrem Indienurlaub lehnt sie es ab, sich zu waschen – der Aura wegen. Sein anderer Bruder Willi hat dubiose Nebenjobs und bringt schon mal bedenkliches Gepäck mit nach Hause: Eine Leiche – und nicht einmal die kommt bei der Familie Beierle zur Ruhe.
Sie wird spontan Albert genannt und eine entfernte Bekanntschaft zu ihr vorgegaukelt. Über sie wird gestolpert und geschimpft. Sie wird als Wäscheständer missbraucht und soll dabei gute Miene machen. Sie darf nicht nur tiefe Blicke in das Familienleben wagen, sondern auch in einen weiblichen Ausschnitt. Vor der Bushaltestelle wird sie abgelegt, in der Hoffnung, dass sie eigenständig zum Friedhof gelangt. Es misslingt-am Ende ist die Familie froh, dass sie doch nicht so tot ist wie geglaubt.

Zwölf Figuren spielen in dem Stück eine Rolle, die alle ihren Raum brauchen. Dadurch ergeben sich im zweiten Akt kleinere Längen. Doch für ein Laientheater sind es mitunter recht anspruchsvolle Rollen, die gemeinsam gut funktionieren. So entsteht auf der Bühne eine Dynamik, die vom Publikum aufgenommen wird: Man hört Stimmen der Zuschauer, die dem stotternden Hubby helfen, seine Wörter zu beenden. Andere überprüfen, ob die Leiche wirklich nicht blinzelt. Das Premieren-Publikum ist vom schwarzen Humor begeistert. Gerade die unheimliche Körperbeherrschung der Leiche gefällt Zuschauer Werner Roth am besten. Er hat in eine Großfamilie eingeheiratet und kann sich in die Lage des Friedhelm Beierle hineinversetzen. Monika Knapp findet, dass gerade der schwierige Part des Stotterers Hubby gut gespielt wurde.

Mundpropaganda Eines aber steht fest, ,,Die Linsabühne gehört mittlerweile zu Neckargartach einfach dazu“, sagt Inge Heinrich. Es ist inzwischen das elfte Stück. Durch Mundpropaganda ist sie bereits so bekannt, dass fast alle der 840 Karten nach dem ersten Tag verkauft waren. Uwe Mettendorf, Vorsitzen-der des Arbeitskreises der Kulturschmiede, ist froh darüber: ,,Die Proben sind manchmal anstrengend. Aber wenn das Publikum lacht, klatscht und einen schönen Abend hat, entschädigt es für all die Mühe.“

von Johannes Stuhrmann

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